18.01.18

Die Ungehörigkeit des Glücks | Jenny Downham





Das Leben der 17-jährigen Katie nimmt eine dramatische Wendung, als ein Anruf ankündigt, dass ihre Großmutter Mary bei ihr zu Hause einziehen wird. Ihre Mutter Caroline hat dem widerwillig zugestimmt, denn sie hatte seit vielen Jahren keinen Kontakt zu Mary und ist nicht gut auf sie zu sprechen. Katie muss mit der ihr fremden Großmutter das Zimmer teilen. Und sie fängt an, sich für Marys Geschichte zu interessieren. Katie will dem Familiengeheimnis auf die Spur kommen. Das ist nicht einfach, weil Mary an Alzheimer leidet. Doch Katie erkennt verblüffende Ähnlichkeiten zwischen sich und Mary: beide haben eine ungehörige Vorstellung vom Glück …
(Text & Cover: © Randomhouse; Foto: © N. Eppner)


Mit wenig Erwartungen bin ich an "Die Ungehörigkeit des Glücks" heran gegangen. Dem zweiten Roman der Schauspielerin Jenny Downham, die mit "Bevor ich sterbe" einen weltweit verkauften Bestseller schrieb. Die Überraschung welch tiefgründige Geschichte sie geschrieben hat, war dafür umso größer.

Im Mittelpunkt stehen drei Generationen, die aus unterschiedlichen Gründen Distanz zueinander aufgebaut haben. Mary ist schon sehr jung schwanger geworden, hat ihre Tochter Caroline geboren und ist dann abgehauen. Caroline ist bei ihrer Tante aufgewachsen, hat den einige Jahre jüngeren Steven kennengelernt und mit ihm die Kinder Katie und Chris bekommen. Caroline ist alleinerziehend, ihr Mann hat eine neue Frau, ein weiteres Kind. Katie lernt brav, macht das, was ihre Mutter von ihr verlangt, denn eine gute schulische Bildung bewahren sie vor dem Schicksal einem Mann zum Opfer zu fallen und außerdem ist ihr Bruder Chris durch eine Erkrankung schon anstrengend genug. Katie muss das ausgleichen.

Dann tritt unverhofft Mary in das Leben der kleinen Familie. Wirbelt mit ihrer "Blaupause", den Lücken in ihrem Gehirn, den Zeitsprüngen durch ihr Leben, alles durcheinander. Sie schwört Erinnerungen herauf, die vergessen werden sollten und zeigt Katie, dass das Leben alles andere als berechenbar ist.

Die Schwierigkeit eine Bindung einzugehen, Nähe zuzulassen, anderen, aber vor allem sich selbst zu vertrauen, zieht sich durch die drei Generationen hindurch. Angefangen bei Mary, die so viel Feuer hat, dass jeder Junge die Sehnsucht verspürt sich an ihr zu verbrennen, und die erst sehr spät in der Lage ist eine realistische, echte Bindung einzugehen und erst dann in der Lage ist ein starkes Fundament zu bauen. Über Caroline, die ihr Leben lang Schuldgefühle in sich trägt und diese nicht loswerden kann, auch wenn sie zum größten Teil von ihr selbst konzipiert wurden. Bis hin zu Katie, die nicht so recht weiß, wer sie ist, was auch daran liegt, dass sie keine Wurzeln hat bzw. nicht kennt, so dass sie nichts hat, worauf sie bauen kann.

Jenny Downham kann sehr gut mit Worten umgehen. Schreibt schöne, kluge Sätze. Konstruiert eine tiefgründige Geschichte, die nachdenklich stimmt und das in einem lockeren Erzählton, der dafür sorgt, dass ich regelrecht durch die Seiten fliege.

Neben den sehr authentisch gezeichneten Personen (ich kann allerdings nicht einschätzen wie realistisch Marys Alzheimer Erkrankung dargestellt ist, weil ich mich damit nicht auskenne), mag ich ganz besonders das Ende. Es ist schön, aber es ist nicht Friede, Freude, Eierkuchen, wir vergeben und vergessen und alle Probleme sind gelöst, weil Mary krank ist. Es gibt tiefsitzende Verhaltensmuster und die können nicht von einer Woche auf die andere gelöst werden, was Downham meines Erachtens gut herausarbeitet. Trotzdem oder gerade deswegen kann ich das Buch mit einem Lächeln schließen.


Buchinfo:

480 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag 
19,99 €
ÜBERSETZUNG: Astrid Arz


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2 Kommentare:

  1. Klingt ziemlich gut... stell mir so was recht schwierig zu schreiben vor

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    1. Also mir hat es gefallen ;)

      Ich weiß halt nicht wie realistische die Beschreibungen der Alzheimer Erkrankungen sind. Kann auch sein die Autorin hat sich diese Partien des Texts aus den Fingern gesaugt. Aber es klingt schon sehr glaubhaft :)

      Liebe Grüße,
      Nanni

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